Autonomie und autonome Systeme

Autonomie und autonome Systeme



Die Projektinitiative 'Autonomie und autonome Systeme' ist eine gemeinsame Forschungsinitiative der Universität Bonn und der RWTH Aachen. Mehr als 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fakultäten und Disziplinen forschen gemeinsam in interdisziplinären Teilprojekten an dem Konzept der Autonomie unter den heutigen technologischen Bedingungen. Unser Ziel ist es, ein neues Verständnis von Autonomie zu entwickeln, das nicht nur persönliche Akteure und Praktiken, sondern auch technologische Systeme und unsere Beziehung zu diesen Systemen berücksichtigt.

Forschungsgruppe:
Autonomie und autonome Systeme

Welche Rolle spielt die Autonomie in unserer modernen Gesellschaft?


Die Idee der Autonomie ist uns ursprünglich als das theoretische Ideal des aufgeklärten Individuums bekannt. Als Fähigkeit zu selbstbestimmtem, selbstverantwortlichem und moralisch relevantem Verhalten begründet das Konzept der Autonomie in der Philosophie von Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant das menschliche Selbstverständnis als Person und prägt sowohl das Wertesystem demokratischer Politik als auch die moderne Rechtsprechung bis heute grundlegend. Während das Autonomiekonzept historisch zunächst auf die antike Polis angewendet wurde, wird der Begriff heute nicht nur auf Personen, sondern vor allem auf Staaten, gesellschaftliche Teilbereiche wie die Kunst und zunehmend auch auf technische Systeme unter der Idee der Angleichung an menschliche Handlungsvermögen angewendet. Autonomie ist sowohl Leitidee als auch Kernbegriff (westlicher) Kulturen und sieht sich nun seiner technologischen Interdependenz mit dem Digitalen gegenüber.

Warum ist es wichtig,
autonome Systeme zu erforschen
und zu verstehen?


Menschliche Gesellschaften entwickeln sich unter ihren gegenwärtigen technologischen Bedingungen. Die wichtigste technologische Innovation, die unsere Lebensweise in der digitalen Gegenwart umgestaltet, ist das autonome System. Soziale Praxis, politische Werte und unsere Identität als selbstbestimmte Akteure werden in Relation zur autonomen Maschine neu überdacht, neu bewertet und neu konfiguriert. Die Untersuchung autonomer Systeme mit wissenschaftlichen Methoden und ihre Verortung im philosophischen Diskurs tragen zum Verständnis einer digitalen Gesellschaft bei, in der beidseitig autonome Interaktionen zwischen Mensch und Technik Realität geworden sind. Die Forschungsinitiative "Autonomie und autonome Systeme" der Universität Bonn und der RWTH Aachen erforscht diesen Paradigmenwechsel im Mensch-Technik-Verhältnis aus einer interdisziplinären Perspektive der Sozial-, Kultur- und Technikwissenschaften. Die Ergebnisse dieser Forschung sollen die öffentliche, politische und wirtschaftliche Technikevaluation und die Imagination der sich abzeichnenden sozio-technischen Beziehungen informieren und anleiten.